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Die Ausgangslage
Die SpaceTech GmbH ist spezialisiert auf die Entwicklung und Fertigung von Satellitenkomponenten. Ein entscheidender Arbeitsschritt ist dabei die präzise Montage von Schaltplänen auf Solarpaneelen, die später im Orbit zuverlässig Energie liefern müssen.
Diese Paneele sind hochkomplexe Unikate – jedes einzelne unterscheidet sich in Größe, Form und Anschlussstruktur. Da jedes Paneel einzigartig ist, können keine klassischen Serienprozesse angewandt werden.
Um die Mitarbeitenden in diesem Prozess unterstützen zu können, suchte SpaceTech nach einer Augmented-Reality-Lösung, die die hohen Qualitätsanforderungen der Raumfahrt erfüllt.
Die Herausforderung
Die größte Herausforderung bestand darin, eine Lösung zu entwickeln, die trotz der Unterschiede in Größe und Form der Paneele eine wiederholbare Präzision im Bereich von 0,3 mm erreicht. Für die Mitarbeitenden bedeutet das: höchste Präzision bei gleichzeitiger Flexibilität.
Gesucht war also ein System, das flexibel, extrem präzise und anpassbar ist – und gleichzeitig intuitiv im täglichen Einsatz funktioniert.
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Von der Fragestellung zum Proof of Concept im CoCreation Day
Mit der klaren Idee im Gepäck, eine Augmented-Reality-Anwendung zu entwickeln, kam SpaceTech zu uns an den Bodensee. Im Rahmen eines Hackathons haben wir diesen Ansatz aufgegriffen – und ihn bewusst um weitere Perspektiven ergänzt.
Das ist die Stärke eines CoCreation Days: Statt nur der naheliegenden Lösung nachzugehen, entstehen in kürzester Zeit unterschiedliche Ansätze, die den Blick weiten und neue Möglichkeiten eröffnen.
So entwickelten wir gemeinsam drei Lösungsvarianten:
1. Augmented Reality auf dem Tablet
Das Solarpaneel wird mit der Tablet-Kamera erfasst, während der digitale Schaltplan live im Kamerabild überlagert wird.
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Maus-Tracking
Paneel und eine präparierte Computermaus werden von oben gefilmt.
Die Position der Maus auf dem Paneel entspricht exakt der Cursorposition auf dem digitalen Schaltplan am Computer.
3. Duale Projektion
Zwei seitlich positionierte Projektoren werfen den Schaltplan übereinander auf das Paneel. Dadurch wird verhindert, dass Mitarbeitende durch ihre Arbeit die Projektion verdecken, da stets mindestens eine Sichtachse frei bleibt.
Am Ende des CoCreation Days wurden diese drei Ansätze präsentiert und diskutiert – die ideale Grundlage, um im nächsten Schritt die präziseste und praktikabelste Lösung auszuwählen und weiterzuentwickeln.
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Unsere Lösung
Aus den gesammelten Erkenntnissen entstand Panelbeam – ein AR-System, das digitale Schaltpläne mit mehreren synchronisierten Projektoren direkt auf das Solarpaneel überträgt.
Der besondere Vorteil: Da die Projektionen von verschiedenen Seiten erfolgen, können Mitarbeitende frei um das Paneel herum arbeiten, ohne dass Schattenwürfe oder verdeckte Bereiche entstehen. Gleichzeitig bleibt der Arbeitswinkel der Paneele flexibel – sie können beliebig geneigt oder gedreht werden, ohne an Präzision zu verlieren.
So verbindet Panelbeam die digitale Präzision der Augmented Reality mit der Flexibilität manueller Fertigung – und macht einen entscheidenden Arbeitsschritt der Satellitenproduktion schneller, sicherer und verlässlicher.

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Von der Idee zum wertbringenden Produkt – in nur einem CoCreation Day
Panelbeam ist kein Großprojekt mit komplexer Cloud-Architektur, riesigen User-Story-Maps und unzähligen Funktionen. Und doch bringt es einen enormen Mehrwert für die Mitarbeitenden von SpaceTech – weil es genau das löst, was im Alltag zählt: Präzision, Flexibilität und Verlässlichkeit.
Es macht uns stolz, dass wir im CoCreation-Day-Hackathon eine Lösung auf die Beine gestellt haben, die bei SpaceTech sofort spürbaren Mehrwert bringt.
Das Projekt zeigt auch, dass gute User Experience nicht immer nach Schema F entsteht, sondern sich konsequent an den Anforderungen der Nutzer:innen orientieren muss. Manchmal wird dann eben ein Joystick zum Interface und ein Beamer zum Display – und genau darin liegt die Stärke: Einfach, effektiv und nah an der Realität derjenigen, die täglich damit arbeiten.

